Grönlanderinnerung Teil 2


Hier gehts zur Grönlanderinnerung Teil 1.

Das Team des Hurtigrutenschiffes MV Fram, mit dem ich eine Woche in Grönland unterwegs war, hat - so mein Eindruck - eine gute Basis mit Einheimischen geschaffen: Die Fram bringt in manche entlegenen Orte gleich einige benötigte Waren mit, häufiger wird gespendet und neben Wanderungen gibt es Treffen mit Einheimischen, so zum Beispiel zum"Kaffemik".


In Itilleq darf jeder Gast einen Zettel ziehen und wird dann in ein Haus eine/s/r Einheimischen zum Kaffemik eingeladen. Eine tolle Idee.

Kaffemik in Grönland
Einladung zum "Kaffemik"

Im Wohnzimmer der alten Dame bin ich fasziniert, weil Fotos von einer Beerdigung an der Wand hängen - von einem aufgebahrten Leichnam. Für uns ziemlich gewöhnungsbedürftig. Die ältere Dame spricht leider ausschließlich Grönländisch, ihre Enkel allerdings sprechen Englisch nud beantworten uns gerne viele Fragen. Ich halte mich allerdings ein wenig zurück, denn ich möchte keinen Tabubruch begehen und Grönland ist einfach - anders. Neu. Fremd.

Einer der Enkel studiert in Dänemark, wie sehr viele junge Grönländer. Soweit ich informiert bin, gibt Dänemark einigermaßen viel Geld aus für grönländische Bildung sowie die Wirtschaft. Ob Dänemark den Etat seit Einführung der Selbstverwaltung von 2009 geschrumpft hat, weiß ich nicht. Die Meinungen zur Selbstverwaltung sind geteilt: Natürlich notwendig, meinen viele stolze Grönländer. Andere denken besorgt über weiterhin notwendige finanzielle Hilfe Dänemarks nach.

Grönland, verlassene Ortschaft
Die Buchstaben auf den Dächern gaben den Amerikanern im 2. Weltkrieg Orientierung beim Überfliegen.

Die Fram bringt, wenn es einzurichten ist, benötigte Vorräte von Kangerlussuaq in die entlegenen Ortschaften. Bis heute gibt es kaum Straßen, und während im Winter viele Ortschaften durch Hundeschlitten relativ leicht erreichbar sind, sind diese im Sommer abgeschnitten und nur über den Seeweg erreichbar.

Uummannaq, Grönland
Uummannaq: Herzförmig.

Uummannaq bedeutet auf Kalaallisut "herzförmig" und ist mein favorisiertes Dorf auf der Reise, mit süßen, zusammengewürftelten bunten Häusern.

Grönlandhund
Grönlandhunde überall: Es ist Sommerpause.

Grönlandhunde sind die einzigen Hunde, die in diesen Breiten leben dürfen, damit sich nicht andere Rassen mit ihnen vermischen. Kaum eine Rasse ist so ausdauernd und so schnell und zäh.

Traditionen werden - so wird es uns vermittelt - heute wieder unterstützt und versucht, unter den Jugendlichen polulärer zu machen. Traditionelle Kleidung wird vor allem bei Tänzen getragen, die Touristen vorgeführt werden. Wie authentisch das alles ist - wer weiß?

Traditionelle Kleidung in Grönland
Traditionelle Kleidung von Grönländern

Am fünten Tag der Reise geht es endlich richtig ins Eis: Der Gletscher Eqip Sermia kalbt nahe Ilulissat ins Meer. Der Wanderweg zum grandiosen Blick auf die Gletschermassen, die sich hier vorwärtsschieben, ist mit Hölzern ausgelegt, um den sehr empfindlichen Permafrostboden zu schützen. Glücklicherweise ist hier einigen sehr bewusst, wie sensibel die Umwelt hier ist und wie wichtig, sie vor den stetig anwachsenden Touristenmassen zu schützen.

Der Ausblick ist fantastisch und der Moment, in dem ich mich unsterblich ins Eis verliebe.

Ilullissat, Equip Sermia, Grönland
Eiswüste in Ilullissat am Equip Sermia

Noch besser wird es dann, als wir uns mit dem Boot direkt zwischen die Eismassen begeben. "Massen" ist vielleicht zuviel gesagt, und eine Lektorin des Schiffes erzählt, dass die Eismassen vor 20 Jahren zu dieser Zeit weit größer waren. Dennoch ist es für mich ein grandioses Erlebnis: Das Wetter ist unglaublich, den stahlblauen Himmel trübt keine Wolke, es ist absolut windstill und das Wasser spiegelglatt. Ein Traum fürs Fotografieren der Eisberge, die sich völlig klar im Wasser spiegeln und deren eisiges Blau durch den Himmel verstärkt wird.

Ilullissat Icefjord, Grönland, Gletscher

Ilullissat Icefjord, Grönland, Gletscher


Es ist allerdings so hell, dass die Blendenautomatik meiner geliehenen Kamera versagt und ich die Bilder enorm nacharbeiten muss, damit sie annähernd das wiedergeben, was ich dort gesehen habe.

Ilullissat Icefjord, Grönland, Gletscher

Ich kann mich nicht sattsehen an diesen Farben und nicht satthören am Knacken im Eis. Unvorstellbar schön.

Ilullissat Icefjord, Grönland, Gletscher

Ilullissat Icefjord, Grönland, Gletscher

Zum Abschluss der Reise gibt es traditionell ein Fußballspiel: Crew und Gäste gegen Einheimische.


Das Fußballspiel ist ein Riesenspaß und eine tolle Art, mit Grönländern in Kontakt zu kommen.

Es ist bunt und durcheinander, und ich kann mich bei bestem Willen nicht erinnern, wer gewonnen hat. Ein schöner Abschluss einer ganz besonderen, fantastischen Reise.

Wer weitere Touren der Fram verfolgen und vor allem viele, wunderbare Bilder sehen und Geschichten lesen möchte, dem sei der Framblog empfohlen. Ich lese ihn ständig.

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