Sternenfotografie: 4 simple Tipps

Sternenfotografie ist technisch gar nicht so schwer, wenn man wenige Dinge beachtet. Weil ich mehrfach danach gefragt wurde, fasse ich die hier mal kurz und knapp zusammen. Ob damit ein gigantisches Bild herauskommt liegt natürlich im Auge des Fotografen und enorm am Equipment, was sich hier viel stärker bemerkbar macht als bei Tageslichtfotografie.

Sternenhimmel Bolivien
Sternenhimmel im Sajama Nationalpark, Bolivien, 17 mm, f2,8, ISO 3200, 15 Sek.

Bitte erwartet hier keinen super Workshop oder das mega Hintergrundwissen. Wenn ich Fotografie-Tipps gebe, mache ich das in sehr knapper, praktischer Hinsicht und mit meinem bescheidenen Basiswissen nach meiner persönlichen Vorliebe. Für alles andere gibt es tolle Bücher und professionelle Fotoworkshops.

Eigentlich hatte ich mir auf meiner Big Tour großartige Shots in der Atacamawüste erhofft. Allerdings war unser Programm relativ straff und bei unserem Sternenfotografie-Termin war es tatsächlich einmal bewölkt - unser Sternenguide konnte kaum glauben, wie "unlucky" wir waren - außerdem hatten wir bei der Mondphase leider totales Pech: Der Mond schien meistens so hell, dass an Sternenfotografie nicht zu denken war.

Die wenigen Aufnahmen, die ich habe, sind daher nicht so gelungen, wie ich das gerne gehabt hätte, aber die Tipps von Gunther, unserem Fotografen, habe ich jetzt natürlich in meiner Birne:
  1. Offenblende nutzen (also kleinste Blendenzahl). Klar, soll ja möglichst viel Licht rein.
  2. Belichtungszeit auf irgendetwas zwischen 2 und 30 Sekunden. Möglichst lange ist natürlich gut, wenn keine andere Lichtquelle in der Nähe ist, aber Achtung: Ist die Belichtungszeit zu lange, entstehen Streifen, weil dann das Wandern der Sterne erfasst wird. Je größer die Brennweite, umso kürzer muss natürlich die Belichtungszeit sein. Ich habe z.B. bei einer 18 mm Brennweite 20-25 Sekunden genommen, bei 200 mm sind dann nur noch ca. 2 Sekunden möglich.
  3. ISO möglichst hoch einstellen. Das ist natürlich Eurer Abschätzung zu überlassen, ab welcher ISO Eure Bilder zu sehr rauschen. Meine Canon EOS 600D hat ein relativ gutes (geringes) Rauschverhalten, ich habe deshalb auf bis zu 3200 gestellt.
  4. Autofokus AUS stellen und Fokussierung auf unendlich, also auf die liegende 8.
    Der wichtige Tipp hierbei: Nicht bis zum Anschlag (die liegende 8) drehen sondern ein ganz kleines Stück zurück! Der unendliche Fokus nimmt nämlich am Anschlag wieder etwas ab, das Bild wird also wieder etwas unscharf. Der tatsächlich unendliche Punkt liegt also etwas vor dem Anschlag! Das Unscharfe kann ich auf meinen ersten Fotos aus der Atacama sehen, als ich den Tipp noch nicht kannte.
Sternenhimmel Atacama, Chile
Atacama, Chile, 17 mm, f2,8, ISO 3200, 20 Sek.
Um den perfekten Unendlich-Fokus herauszubekommen, könnt Ihr auch mal tagsüber etwas sehr weit entferntes oder den Mond autofokussieren und Euch die Stelle merken, auf die Euer Objektiv stellt. An meinem Tamron-Objektiv z.B. stelle ich auf ca. 2 mm vor dem Anschlag.

Sternenhimmel Sajama, Bolivien
Sajama Nationalpar, Bolivien
Und das war es schon, was die grundsätzliche Technik angeht.

Ein reines Sternenfoto ist meiner Ansicht nach übrigens sternensterbenslangweilig, außer, man hat tolles Equipment und kann es so gut wie Gunther, wo einem beim Anblick des Milchstraßenbildes echt die Spucke wegbleibt.

Mit Bodenlichtquellen kann man auch tolle Bilder erreichen, selbst wenn der Himmel nicht gerade so spektakulär ist wie in der Atacama.

Berliner Sternenhimmel
Na gut, keine spektakuläre Michstraße, aber ein netter Berliner Sternenhimmel

Hier wurde von einer Straßenlaterne der Baum angestrahlt. Das kann man natürlich auch mit einer eigenen guten Taschenlampe selber erzeugen.

Interessante Berge oder die Lichtstreifen vorbeifahrender Autos können einen etwas langweiligen Sternenhimmel ebenfalls aufhübschen.

Atacama, Chile, 17 mm, f2,8, ISO 200, 15 Sek.

Spielen kann man dann noch mit der Belichtungszeit und Objekten im Vordergrund sowie natürlich mit der Bearbeitung hinterher. Ein wirklich super Tutorial fürs Bearbeiten mit Lightroom hat Gunther Wegner auf seiner Seite bereitgestellt.

Dieses eigentlich verhunzte Foto wurde dank einiger Tricks in Lightroom stark
aufgehellt und erhält so einen surrealistischen Charme. Atacama, Sternenwarte.

Für mein Dauerprojekt "Tore der Welt" habe ich z.B. dieses Tor in den Vordergrund gesetzt und hinterher noch ein bisschen am Bildschirm aufgehellt.

Tore der Welt, Sajama Nationalpark, Sternenhimmel, Bolivien
Eines meiner Lieblingsbilder von meinem Projekt "Tore der Welt". Sajama Nationalpark, Bolivien. f2,8, ISO 3200, 20 Sek.

Mein Objektiv, mit dem ich das mache, ist übrigens ein sehr günstiges Tamron 17-55 mm, f2,8. Natürlich hole ich damit nicht gerade die Milchstraße vom Himmel, aber für eine wunderschöne Aufnahme des großen Wagens reicht es allemal. ;)

Großer Wagen, Lichtmalerei mit der Taschenlampe
Ist aber auch einfach, wenn einem der Mann die Sterne vom Himmel holt... :) (f 2,8, ISO 100, 30 Sek.)

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